Freizeitvergnügen

Und so mache ich mich zum Shoppingtag fertig und schlendere zur O-Bushaltestelle.

 

Ist der nächste ein Nordender oder ein Ostender? Eine Frage, die sich jede Eberswalderin schon viele hundert Mal gestellt hat. 

 

Die Antwort entscheidet an einem Samstag Abend schon mal darüber, ob man noch eine halbe Stunde länger auf den O-Bus warten muss oder lieber gleich nach Hause läuft.

 

Ein Ostender. Zum Glück. 

 

Und so führt mich mein Shoppingtag als erstes zu kik in der Freienwalder Straße. 

Bei meiner letzten Online-Bestellung habe ich die niedlichen schwarzen Riemchensandaletten mit den moderaten Blockabsätzen leider erst nach Abschluß der Bestellung gesehen. 

 

Haben sie die vielleicht in 41? Sie haben.

 

Und das schwarze Chiffonkleid, das ich so schön fand und doch in meiner Bestellung weggelassen habe, weil schon fünf Kleider im Warenkorb lagen und ich schon so viele kleine schwarze im Kleiderschrank habe...

 

Es lächelt mich in meiner Größe von der Stange an...

 

Ich kann nicht wiederstehen.

 

Die Damenwäsche an der Wand unter "Große Größen" ist gar zu reizend: BH und Slip mit zartlila Blümchenmuster und rosa Spitze. Rosa ist meine Lieblingsfarbe, das Design sooo süß...

 

Jetzt aber zurück zum Marktplatz.

 

Hier findet sich neben dem Citykaufhaus und Vögele eine Deichmann-Filiale, die immer für ein Paar neue Schühchen oder ein Täschchen gut ist. Gleich gegenüber die Strumpfboutique von Frau Pirwas mit einem guten Angebot an Strumpfhosen, Stay ups, neckischen Söckchen und Kniestrümpfen.

 

Bevor ich zum Termin bei meiner Nagelfee fahre, lege ich zufrieden einen Zwischenstop in dem gemütlichen Cafe von Märkisch Edel bei einer großen Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen ein.

 

Anschließend noch rasch bis der nächste O-Bus Richtung Ghetto*) fährt, ein Schlenker in die Rossmann-Filiale im Paul-Wunderlich-Haus am Markt.

 

Neben Verbrauchsmaterial- mein Kompaktpuder droht alle zu werden- findet wie von selbst ein neuer Lippenstift seinen Weg in das Einkaufskörbchen.

 

Die zwei Stationen vom Markt zu meinem Nagelstudio am Karl-Marx-Platz fahren oder laufen?

 

Ich entscheide mich für Letzteres.

 

Die Begrüßung ist wie immer herzlich. Immerhin bin ich seit mehr als vier Jahren Stammkundin, meine Nagelfeile hat die Nummer 105.

 

Der letzte Besuch war ziemlich kostengünstig, denn meine Rabattkarte war voll. Nagelmodellage zum halben Preis...

 

Diesmal möchte ich mir auch die Zehennägel stylen lassen. Wird auch Zeit, die Mädels rennen alle schon mit Flipflops und top gestylten knalligen Zehennägeln rum...

 

Die junge Frau vor mir lässt sich eine Blüte aus Glitzersteinchen auf die Nägel ihrer großen Zehen kleben. Sie beschaut sich das Werk und lächelt dabei versonnen. Sie scheint zufrieden.

 

Dann bin ich dran. Abschleifen, feilen, neu modellieren, lackieren, zwischendurch immer mal wieder unter die UV-Lampe; ein kleiner Schwatz mit meiner Nagelfee...

 

Nach einer guten Stunde Wohlfühlbehandlung, Pediküre, Maniküre und Nagelstyling verlasse ich um 75 Euro ärmer, aber top genagelstylt und hoch zufrieden meine fleißige kleine vietschinesische Nagelfee.

 

Direkt gegenüber liegt ein kleines asiatisches Bekleidungsgeschäft, das neben Bekleidung auch Schuhe und Handtaschen führt.

 

Inspiriert von einer Werbemail schaue ich mich nach roten Handtaschen um. Angeblich DER Modetrend. Das Foto in der Mail sah aber auch total gut aus: rote Handtasche zu weißem Kleid.

 

Doch die Handtaschen im Laden sind nicht nur rot, sondern auch: nuttig.

 

Ich möchte dann doch lieber rot und edel statt rot und nuttig...

 

Also verschiebe ich den Handtaschenerwerb schweren Herzens auf später.

 

Mein Weg führt mich nun in die Gegenrichtung ins "Ghetto", im offiziellen Sprachgebrauch eigentlich Brandenburgisches Viertel geheißen. Nur nennt es niemand in Eberswalde so, "Ghetto" paßt auch besser, denn die Arbeiterregale in Plattenbauweise aus den siebziger und achtziger Jahren beherbergen neben Heerscharen von Asylanten weitere Sozialleistungsbezieher, deren kläffenden Köter und bierseliges Gegröle den Potsdamer Platz im Ghetto, der eigentlich gar nicht so heißt, aber jedenfalls an der Potsdamer Allee liegt, mit Leben erfüllen.

 

Hier liegt mein nächstes Ziel, das Einkaufszentrum "Heidewald". Das EKZ (was für eine grausame Abkürzung!) ist wohl zu einem langsamen Tod verurteilt bei dem hohen Leerstand, aber eine kik-Filiale und der NKD halten sich neben ein paar anderen Läden noch.

 

Im kik finde ich nichts Neues, aber ich bin froh, daß es ihn gibt: was ich in der einen Filiale nicht finde, gibt es oftmals noch in der anderen.

 

Im NKD werde ich schließlich fündig: Im Sale gibt es auf der Stange mit den Wäscheangeboten einen gefütterten BH in meiner Größe in weiß mit Spitzenteilen im Rücken statt Bändern. So einen habe ich schon in schwarz und bin total entzückt. Wie süß! Der muß total gut zu rückenfreien Oberteilen aussehen!

 

Bei den Bademoden finde ich einen Strandponcho im Leolook mit schwarzen Fransen am Saum und Bindebändchen. 

 

Ebenfalls im Sale ein paar romantische Röcke mit hübschem Volant und Chiffon- bzw Spitzeneinsätzen. Ich nehme den in "vintage rosa", den in beige lasse ich schweren Herzens hängen. Nein, du kannst nicht alles haben. Ab in die Kabine!

 

Der Rock in 48 passt traumhaft. Noch ein letzter wehmütiger Blick in Richtung des beigen Rocks. Nein, nein, nein.. 

 

Dann an der Kasse von NKD: Schrecksekunde! Nach dem Einscannen der Ware reiche ich der Dame an der Kasse meine Karte. Sie schaut drauf und reicht sie mir mit einem entrüsteten "Das geht aber nicht!" zurück. Ich schaue sie verblüfft an. "Was geht nicht?" Sie deutet auf den männlichen Vornamen auf meiner Karte.

 

Ich merke, wie sich ein amüsiertes Grinsen auf meinem Gesicht breit macht. "Doch, das geht. Möchten sie meinen Ausweis sehen?"

 

Sie zuckt zurück und entschuldigt sich.

 

Ich beschließe den Tag im Bistro Gülüm, das ebenfalls noch im Heidewald aushält. 

Die Mädels dort kennen mich schon lange und freuen sich, wenn ich komme.

 

"Das sieht ja interessant aus!" flachsen die Mâdels mit Blick auf meine vollen Tüten und Taschen mit mir.

 

Und so gibt es einige Ahs und Ohs beim Begutachten der Ergebnisse meines "Shopping-Queen Events". Wir kichern und gackern und begucken meine Mitbringsel. 

 

Ich bin einfach glücklich...