Warum Cross Dressing?


Warum bin ich Cross Dresser? Warum fühle ich mich zum Cross Dressing derart hingezogen, daß ich davon nicht lassen kann? Wie bin ich so geworden, wie ich bin?

Ehrlich: ich habe selbst fast drei Jahrzehnte gebraucht, um mit mir ins reine zu kommen, ich habe den Stein der Weisen nicht gefunden. Was ich anzubieten habe, sind Denkanstöße.

 

Meine Erkenntnisse speisen sich aus meinen eigenen Erfahrungen und denen anderer Crossdresser, Transvestiten oder Tunten, wie wir (ich finde, abschätzig) bezeichnet werden. In vielen dieser Erfahrungen anderer habe ich mich selbst wiedererkannt.

 

Viele von uns (ich spreche im Folgenden in der Mehrzahl, da sich meine Erfahrungen mit denen vieler CrossDresser  (CD) decken) haben eine lange Karriere als CD hinter sich, die meistens in früher Jugend, oftmals vor der Pubertät, beginnt.

 

Ein Junge findet Gefallen an einem Wäschestück, daß er eindeutig dem weiblichen, dem "anderen" Geschlecht zuordnen kann. Meist von Müttern, Schwestern, anderen Verwandten, gefunden oder von der Leine geklaut- egal, er ist davon fasziniert. Probiert es heimlich an, versteckt es, hütet es wie einen Schatz.

 

Die Gefühle, die er dabei hat, kann er nicht einordnen, er fühlt nur, daß er etwas unerhörtes, unerlaubtes oder sogar verbotenes tut.

 

Er bereut sein Tun, nicht jedesmal, aber immer steht bei ihm die Frage im Hintergrund: "Warum mach ich das, das ist doch nicht normal!" Bei vielen CD führen solche Selbstzweifel und der Wunsch, der gesellschaftlichen Norm als "Mann" entprechen zu wollen dazu, daß er rigoros mit seinen Neigungen bricht, alle Brücken zu irgendeiner Transidentität abzubrechen versucht, seine gesammelten "Schätze" in die Mülltonne wirft und ein neues untadeliges Leben als Mann beginnen will.

 

Das ulkige ist: es geht nur als Männern geborenen Menschen so. Biologisch als Frauen geborene Menschen dürfen an Bekleidung alles tragen, was ihnen so gefällt. Das Äußerste, was einem biologisch weiblich geborenen Wesen passieren kann, ist die Einstufung als "Kampflesbe".

 

Bis zum nächsten Rückfall. Es braucht bei manchen CD viele Jahre, teils Jahrzehnte, bis sie dazu stehen können, was und wie sie sind. Das heißt noch nicht einmal, daß sie wirklich wissen, was mit ihnen los ist, aber sie lernen wenigstens, sich so zu akzeptieren, wie sie sind.

 

Doch was ist das, was uns CD antreibt?

 

Menschen werden mit bestimmten äußeren Geschlechtsmerkmalen geboren und spätestens mit der Geburt kategorisiert. "Es ist ein Mädchen." oder: "Es ist ein Junge." So weit, so gut.

 

Doch mit dieser Kategorisierung geht eine Einordnung auch in gesellschaftliche Schubladen einher: Erwartungen, Ansprüche und Restriktionen. Bereits in frühester Kindheit wird dem Kind klargemacht, welchem Geschlecht es angehört, welche Ansprüche, Erwartungen und gesellschaftlichen Normen damit verknüpft werden und das Kind unterliegt einem permanenten Druck, sich mit dieser durch die Gesellschaft vorgegebenen Geschlechterrolle zu identifizieren. Dieser Prozeß ist im wesentlichen mit dem vierten bis fünften Lebensjahr abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt weiß ein Junge, daß er ein Junge ist, daß Jungs nicht zu weinen haben und Hosen und keine rosa Kleidchen tragen. Und er bekommt auch keine Barbie, sondern ein Spielzeugauto zum Spielen. Sehr schön illustriert wird dieser gesellschaftliche Anpassungsdruck durch ein Erlebnis von Yasmine, das sie im CrossDresser-Forum erzählte- mit überraschenden Ausgang:

 

"Gestern in Tedi: Eine Mutter mit ihrem Sohn. Den Namen habe ich vergessen, nennen wir ihn mal Jonas - er ist vielleicht gerade 3 Jahre, eher noch 2. Jonas läuft durch die Reihen und sieht einen Schiebebuggy mit einer Puppe drin. Er ist begeistert. Leider ist das Teil völlig in Pink! Die Mutter: "Nein Jonas, das ist Rosa, das ist nur für Mädchen." Jonas ist enttäuscht. Das gefällt ihm doch soooo gut. "Nur Mädchen?" fragt er. Mutter: "Ja, das ist für Mädchen. Schau mal, das ist doch Rosa". Jonas ist sichtlich enttäuscht. Ich denke: "ja, ja, schade, so ist das halt in der Gesellschafft. Das dürfen Jungs nicht". Jonas fragt noch mal: "Aber haben." Die Mutter: "Willst du das wirklich haben?" Jonas: "Ja". Die Mutter wieder "Ne, nur für Mädchen". Jonas sagt nichts - ich hätte erwartet, das er jetzt anfängt zu heulen. Macht er aber nicht. Und jetzt wird's interessant. Es dauert gefühlte 10 Sekunden, dann sagt die Mutter: "Willst du das wirklich haben?" Jonas: "ja." Mutter: "Na, dann, nimm es mit. Ist zwar für Mädchen, aber wenn du willst, dann nehmen wir es mit." Jonas strahlt. Nun war ich doch erstaunt. Das hätte ich der Mutter nicht zugetraut." ♥)

 

Diesem Druck unterliegen die Jungen permanent, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Durch Elternhaus, Kita, Schule, Freundes-, Bekannten- und Verwandtenkreis. Und weicht der kleine Junge mal von der Norm ab, heißt es von Verwandten freundlich: "Das macht ein Junge nicht!". Von Freunden aus der Clique gibt's eher Häme: "Du bist ja ein  Mädchen!", was in diesem Zusammenhang unter Jungs durchaus eine Beschimpfung und Verächtlichmachung darstellt.  Und beim Wehrdienst? "Siiiieeee Weicheiiii...!!!" Aus 10 cm Entfernung ins Gesicht gebrüllt vor versammelter Mannschaft macht das dem Jungen klar: hier gehts lang zur richtigen Männlichkeit!

 

Was also tun?

 

Ich geh mal davon aus, daß kleine Menschen männlichen Geschlechts annähernd mit den gleichen Anlagen geboren werden, wie die kleinen Mädchen. Sie sind nicht gefühllose und kommunikationsarme Gesellen, als die "Männer" mitunter beschrieben werden. Jedenfalls werden sie meiner Meinung nach nicht als solche geboren. Die Gesellschaft erzieht sie allenfalls dazu.

 

Was macht so eine kleine Menschenseele: sie schließt die nicht erwünschten Eigenschaften, Gefühle, Einfühlungsvermögen, Verletzlichkeit, Zartheit, Empfindsamkeit usw. tief in sich ein. Denn sie stimmen mit dem gesellschaftlichen Rollenbild nicht überein und das erfährt der junge Mensch sehr früh und notfalls sehr schmerzhaft (siehe oben). Doch dieser Teil des Menschen- ich möchte sagen seiner Seele- bleibt immer unterschwellig präsent. Er ist immer da, fast nie zu sehen, weil er darf nicht an die Oberfläche, er drängt an die Oberfläche, aber das würde auch eine sehr verletzliche Seite der Seele eines Menschen offenbaren, also bleibt er dort, wo er ist: in der verborgenen anderen Hälfte seines Selbst. Er wird allenfalls heimlich, im verborgenen ausgelebt.

 

Deutlich wird die Problematik in den Worten einer betroffenen Ehefrau eines CD. Sie sei immer wieder erstaunt über die Verwandlung ihres Mannes: ein Alphatier verlasse den Raum und eine stille, ja schüchterne Frau kehre zurück. Sie stelle sich diese Verwandlung sehr anstrengend vor.

 

Doch gerade darin besteht der Irrtum. Es ist viel anstrengender, das Alphatier zu geben, eine gesellschaftlich akzeptierte Geschlechterrolle zu spielen, als weich und verletzlich zu sein. Seine komplette, auch mit weiblichen Eigenschaften ausgestattete Persönlichkeit "freizulassen" und auszuleben, das ist eine Befreiung!

 

Der Cross-Dresser versucht, seine komplette Persönlichkeit auszuleben. Den ganzen Menschen, nicht nur diesen emotional verkümmerten Krüppel, den wir gegebenenfalls als die männliche Seite der Person XYZ kennen. Diese Ganzheit ist es, die CD anstrebt und die seine/ ihre Persönlichkeit wirklich ausmacht. Deshalb ist es auch so schwierig, das zu unterdrücken. Es kommt der Beschneidung einer Persönlichkeit gleich und endet im besten Falle in einer traurigen Beziehung, in der einer zugunsten der anderen die Hälfte seiner Persönlichkeit in der Badewanne ersäuft, um die Beziehung zu erhalten. Eine traurige Vorstellung. Kommt aber immer wieder vor.

 

Warum kann "er" seine weibliche Seite nicht als Mann ausleben?

 

Oder wie die Ehefrau eines CD formulierte: warum muß er Frauenkleidung tragen, kann er nicht seine weibliche Seite auch so ausleben?

 

Eine berechtigte Frage- und trotzdem ein wenig unfair nach dem Motto: Du kannst dich doch auch in Männerklamotten als Frau geben.

 

Hä? "Er" möchte womöglich die größtmögliche Distanz zwischen seine bisherige männliche Existenz und eine erwünschte weibliche Existenz legen, und seine Frau rät ihm, das in Männerklamotten zu machen? Hä? Da war wohl gerade der Sensibilitätslevel auf Null?

 

"Er" soll seine Erfahrungen in Frauenklamotten und in frauentypischen Tätigkeiten und Situationen machen, wie "er " will. Eben mit gestylten Fingernägeln aus dem Studio, einem gekonnten Makeup oder dem girliemäßigstem Styling, das gerade zu haben ist. Frauen machen sowas auch manchmal. Wenn ihnen so ist. 

 

Ich kann das nur aus meiner persönlichen Sicht zu erklären versuchen, bei anderen CD kann das anders sein.

 

Ich kann nicht Lena sein, jedenfalls nicht vollständig, wenn ich mich nicht auch als Lena gestylt habe. "Sie" ist in mir ständig präsent, manchmal sehr unterschwellig und ich kann auch schon mal in meiner männlichen Existenz ein Kleidchen, ein  paar Schuhe oder Kosmetik für sie kaufen. Aber präsent ist Lena richtig nur im weiblichen Outfit.

 

Warum das so ist, kann ich nicht erklären. Es ist ein großes Glücksgefühl, wenn sie da ist, verursacht große Vorfreude und Erwartungen und es bedarf einiger Stunden Vorbereitung (eine Zeremonie!), bis sie sich "komplett" fühlt.

 

Es ist eine Freude, wenn sie präsent ist und es weckt in mir jedesmal einen gewissen Abschiedsschmerz und ein unterschwelliges Bedauern, wenn sie wieder dem "Rest-Ich" meiner männlichen Existenz weichen muß, weil ich am nächsten Morgen auf Arbeit wieder den Macho zu geben habe.

 

Ich möchte sie nicht mehr missen.

 

Sexuelle Motive für den Rollenwechsel gibt's, von einem verschwindend kleinen Prozentsatz abgesehen, bei CD nicht. Ihre sexuelle Orientierung ändert sich durch das Cross Dressing im Regelfall überhaupt nicht und sie lieben ihre Partnerinnen gleichermaßen in ihrer männlichen wie in ihrer fraulichen Rolle.

 

Dabei sei nicht verschwiegen, daß es eine Zeit im Leben eines CD gibt, in der er durchaus großen sexuellen Lustgewinn aus dem Tragen weiblicher Bekleidung zieht. Gerade in der Phase der Geschlechtsreife/ Pubertät hat das großen Einfluß auf den CD. Meist werden dann nur wenige weibliche Kleidungsstücke  (Slip, Strumpfhose, BH) angezogen, masturbiert und die Kleidung mit großen Reuegefühlen anschließend schnell wieder ausgezogen. Man(n) fühlt sich pervers, abartig, als Sonderling. Doch das ist es nicht. Wie an anderer Stelle schon gesagt, erinnern sich einige CD an Erfahrungen aus frühester Kindheit ab etwa 4 oder 5 Jahren. Hier dürften sexuelle Motive wohl kaum eine Rolle fürs CrossDressing gespielt haben.

 

Und auch später spielt sexuelle Erregung- wenn überhaupt- allenfalls eine untergeordnete Nebenrolle. Der erwachsene CD lernt nämlich, daß die Erregung, die ihn beim Betrachten und Tragen schöner weiblicher Bekleidung ergreift, keine sexuelle sondern eine ganzkörperlich- seelisch-  menschliche ist. Es geht nicht um kurzfristige sexuelle Befriedigung sondern um das Gefühl, in einer befriedigenden menschlichen Existenz angekommen zu sein. Angenommen zu werden, so wie man ist, geliebt zu werden, so wie man ist. Gereifte CD ziehen ihre weibliche Bekleidung ohne sexuelle Motivation, wohl aber in dem Bewußtsein an, Grenzen zu überschreiten. Und das ist der größte Nervenkitzel überhaupt: andere nehmen mich als Frau wahr! Dieses Anerkenntnis erstrebt CD, es gibt für ihn kein größeres Kompliment, keine größere Freude als die Feststellung: du bist eine ganz normale Frau.

 

(Seit dem Schreiben des vorstehenden Abschnitts sind einige Jahre vergangen und ich habe mich weiter entwickelt und mitunter eine differenzierte Sicht auf verschiedene Aspekte des Crossdressings gewonnen. Diese Überlegungen mit Stand vom Mai 2016 habe ich im folgenden Abschnitt aufgeschrieben.)

 

"Eine Frau muss kein Kleid anziehen, um sich als Frau zu fühlen. Ich schon." (Mai 2016)

- Crossdressing, das Spiel mit den Geschlechterrollen -

 

Nach meiner ersten Selbsterkenntnis als Crossdresser, hätte ich mein Crossdressing als Ausdruck meines Wunsches definiert, eine Frau sein oder zumindest zeitweise in die soziale Rolle einer Frau schlüpfen zu wollen.

 

Doch viele Gespräche und Dispute in diversen Foren haben mich nachdenklich gemacht.

 

Genau wie die strikte Geschlechterdualität die Realität nicht vollständig abbildet, sondern es einen kleinen, aber bestimmbaren Personenkreis gibt, der sich geschlechtlich "irgendwo mitten im Spektrum" verortet, gilt dies meiner Meinung längst auch für die vorgebliche Dualität der Geschlechterrollen.

 

Meinen Beobachtungen nach (bei mir selbst und Anderen) sind MzF-Transgender von ihren femininen Rollenvorbildern fasziniert. Allerdings mache ich immer öfter die Beobachtung, dass sich die gelebte gesellschaftliche Wirklichkeit von Frauen und die femininen Rollenvorbilder von Transgendern bzw. Crossdresser unterscheiden, sie divergieren nach meinem Empfinden.

 

Oftmals übertreiben Crossdresser ihre femininen Rollen, überzeichnen diese mitunter in hohem Maße bzw. verinnerlichen feminines Outfit, Mimik, Gestik, Kommunikationstechniken und Verhaltensweisen derart konsequent, dass sie sich im direkten Vergleich mit den ursprünglichen weiblichen Vorbildern manchmal in geradezu grotesker Weise abheben.

 

So werden selbst bei Partnerinnen, die dem Crossdressing mit Akzeptanz begegnen, die Grenzen des Erträglichen ausgetestet und teilweise überschritten. Wenn vom Outfit und Styling her die "rosa Phase" des Crossdressers so gar nicht enden will und vorsichtige Versuche der Partnerin, das Ganze in eine eher moderate Richtung lenken zu wollen, regelmäßig in Zickenkrieg und Schmollszenen enden, habe ich das früher als spätpubertäre Phase abgetan und belächelt.

 

Mittlerweile stelle ich mir die Frage, ob das Ganze vielleicht doch kein bloßer Überschwang der femininen Ausdrucksweise eines Crossdressers ist, sondern ein authentischer Ausdruck eines zugegebenermaßen überfeminisierten weiblichen Klischeebildes.

 

Viele mir bekannte Crossdresser können sich in ihrer errungenen Weiblichkeit kaum bremsen. Kurze Kleidchen und Röckchen, hohe Hacken, lange Haare, gestylte Nägel und das volle Makeup-Programm. Am besten mit 12 cm Absätzen, im Ballkleid und mit einem Abendmakeup zum Einkaufen beim Discounter...

 

Ist das ein Versehen aus Unerfahrenheit und mangelnder Praxis oder so gewollt?

 

Viele Crossdresser bekunden ihren Widerwillen, sich stylingmäßig an den eher zurückhaltenden Auftritt der großen Masse der Frauen anzupassen. Ein unisexes Outfit aus Jeans, Bequemschuh und Parka oder Jacke, das mit nur wenigen modisch femininen Akzenten ein wenig auf feminin getrimmt wird, ist den meisten Crossdressern zu wenig. 

 

Selten, und wenn dann meist nur zu besonderen Gelegenheiten, greift eine biologische Frau*) so tief in die feminine Trickkiste, wie dies viele von uns regelmäßig tun. In den meisten Fällen versuchen Biofrauen*) jedenfalls, eine derartige Häufung femininer Akzente zu vermeiden, um nicht in eine bestimmte Ecke gestellt und unwillkommenerweise angebaggert oder beglotzt oder begrapscht zu werden nach dem Motto "sie will es doch auch".

 

Allerdings hat sich die Damenwelt nach meinem Eindruck aufgrund der Adaption der teilweise bequemeren Männermode und der Scheu vor "zu femininen" Außenauftritten selbst in eine negative Regelschleife begeben. Gefühlte 99% der Frauen früh in der U-Bahn tragen ein Einheitsoutfit der oben beschriebenen Art (Jacke, Hose Bequemschuh...), umso mehr fällt eine Abweichlerin in Kleid oder Rock, Strumpfhose und hohen Schuhen auf und sticht aus der Masse heraus. Gaffer und Glotzer aller Art können eine sehr unangenehme Veranstaltung für eine Frau daraus machen, was die oben zitierte negative Regelschleife weiter befeuert...

 

Nach meinem Eindruck überkompensieren Crossdresser mitunter  vermeintliche oder tatsächliche Mängel in ihrem femininen Außenauftritt durch eine geballte Verwendung femininer Ausdrucksmittel, die eine biologische Frau*) zumindest in dieser Häufung eher nicht einsetzen würde.

 

Im Resumee stellt sich mir immer neu die Frage: ist das wirklich eine Frau, die ich sein will oder ist es etwas anderes, eventuell inspiriert von tradierten weiblichen Rollenvorbildern, aber doch etwas anderes als eine Frau?

 

*) die Begriffe "biologische Frau" bzw. "Biofrau" verwende ich zum Zweck der Unterscheidung von Transfrauen. Mir fällt leider im Moment kein besserer Begriff ein. Ich entschuldige mich dafür bei allen im weiblichen Geburtsgeschlecht geborenen Frauen und explizit bei meiner Tochter, die diesen Begriff einfach sch...eußlich findet. 


FAQ: 

 

Ist Cross Dressing eine Sucht: Nein. CD können in einer guten Beziehung zugunsten ihrer geliebten Partnerin jahrzehntelang ihre Neigungen verdrängen; 20-30 Jahre sind durchaus möglich. Sie sind in einer solchen Beziehung allerdings keine glücklichen Menschen. Ein Süchtiger würde diesen Verzicht nicht durchhalten.

 

Ist er schwul: Nicht automatisch. An der ursprünglichen Geschlechtsorientierung ändert sich durchs Cross Dressing nichts. Wenn er vorher nicht schwul war, wird er's durchs Cross Dressing jedenfalls nicht. Im Übrigen wäre er dann auch kein gesuchter Partner mehr für Schwule; die bevorzugen eher ganze Kerle und nicht  CD.

 

Liebt er mich nicht mehr: Doch, er liebt sie. Mit Haut und Haaren. Sonst wäre er das Risiko eines Outings- und sei es erst nach Jahren- nicht eingegangen. Wenn sie die erste sind, vor der sich ihr crossdressender Mann outet heißt das, daß sie seine engste Vertraute und sein wichtigster Ansprechpartner sind. Erst wenn es alle anderen schon vor ihnen wissen, stimmt etwas nicht in ihrer Beziehung.

 

Warum erst jetzt: Manche CD wissen selbst nach vielen Jahrzehnten noch nichts mit ihren Neigungen anzufangen. Es ist schwierig, sich zu outen, wenn man sich noch im Selbstfindungsprozeß befindet. Auch sachliche Gründe spielen eine Rolle, z.B. daß die Kinder groß genug sind.


Sind alle Crossdresser gleich?

Nein, nicht alle Crossdresser sind gleich, eher im Gegenteil. Es gibt viele Spielarten und Ausprägungen, und viele der Betroffenen würden sich selbst, obwohl sie es im engeren Wortsinn sind, nicht als Crossdresser bezeichnen.

 

Da gibt es beispielsweise die männlichen Strumpfhosenliebhaber, die gerne (Fein-) strumpfhosen zu männlichen Outfits kombinieren, aber ansonsten auf weitere weibliche Kleidung und Accessoires weitest gehend verzichten. So etwas lässt  sich der Partnerin noch locker als kleiner Fetisch bzw. Modeeigenwilligkeit usw. verkaufen.

 

Dann haben wir die Dessouswäscheträger (DWT), die sich an schöner Damenwäsche, Dessous, aber auch Miedern und Strumpfwaren berauschen.

 

Und ich kenne auch eine kleine, aber feine Community von sagen wir mal Moderebellen, die bereits lange vor Conchita Wurst sehr gekonnt weibliche Mode und weibliche Stilelemente zu einem absolut männlichen Auftritt kombinieren. Sozusagen Schnauzer zum Tüllkleid. Kann gut aussehen, darf ich hier versichern.

 

Letztendlich gibt's noch Crossdresser wie mich, die ganz in einer femininen Rolle aufgehen und diese möglichst authentisch ausleben wollen, notfalls mit Silikonbrüsten und Perücke. Und  da  verschwimmen schnell die Grenzen zu Transsexuellen, die sich im falschen Körper verorten und nichts mehr anstreben, als den ungeliebten Schwanz möglichst bald abschneiden zu lassen. Am Anfang sieht das (Crossdressing und Transsexualität) gleich aus, doch nach einiger Zeit trennt sich die Spreu vom Weizen: Transsexuelle streben mit Vehemenz körperverändernde Maßnahmen (die HRT macht i.d.R. impotent, nach der GaOP ist der Schwanz ab) an, der Crossdresser ist mit dem gelegentlichen Tragen weiblicher Kleidung bzw. dem Ausleben einer femininen Geschlechterrolle zufrieden.

 

Und all das gibt es noch in Abstufungen, Mischungen und Varianten...

 

  • Ich selbst war mit 5 ein verunsichertes, ratsuchendes Kind.
  • Mit 9 war ich ein verstörtes, verunsichertes und ratsuchendes Kind.
  • Mit 13/14 hielt ich  mich für abartig und pervers, ich schämte mich meiner Existenz.
  • Mit 17-19 war ich verzweifelt, weil mein Traum vom Frausein niemals wahr werden würde.
  • Als ich 22 war, war ich desillusioniert.
  • Von 24 bis 33 habe ich in meiner Ehe funktioniert und den vorbildlichen Ehemann und Vater gespielt.
  • Im Alter von 34 bis 46 habe ich meine beiden Kinder alleine groß gezogen und funktioniert.
  • Seitdem lebe ich.

 

♥) Vielen Dank an Yasmine, die mir erlaubt hat, ihre Erlebnisschilderung "Das darfst Du nicht, das ist für Mädchen" auf meiner Webseite widerzugeben.


www.transsensation.de
www.transsensation.de