Grenzen überschreiten...


Das Überschreiten von Grenzen ist immanenter Bestandteil des CrossDressing. Die Grenzen sind, wenn auch ungeschrieben, recht scharf und im Alltagsleben deutlich wahrnehmbar: Es ist die Grenze zwischen den zwei gesellschaftlichen Geschlechtsrollen-Modellen "Mann" und "Frau", von der ich rede.

 

Dabei gibt es beileibe keine Verfolgung oder Sanktionen mehr für "Transvestiten", wie in früheren Jahrzehnten durchaus noch üblich. Doch die Gesellschaft reagiert immer noch mit Ausgrenzung auf Menschen, die nicht ins zweigeschlechtliche Rollenmodell passen. Erst die noch sehr junge und gerade erst wachsende Akzeptanz anderer Lebensentwürfe und geschlechtlicher Rollenmodelle, wie gegenüber Schwulen und Lesben, hat den Weg für die Erkenntnis bereitet, daß es neben den einstmals von der christlichen Kirche propagierten Geschlechterrollen noch andere Lebensweisen geben kann, die durchaus genauso gut wie die herkömmlichen Rollen als "Mann" oder "Frau" funktionieren können.

 

Die Akzeptanz der sogenannten "Homo-Ehe" (welch abwertender Begriff) durch den Gesetzgeber war ein notwendiger erster Schritt, um zu legalisieren, was in der Realität längst gängige Praxis ist: da stehen zwei Menschen, die sich lieben und vertrauen, in allen Lebenslagen zueinander und füreinander ein. Was hat das Geburtsgeschlecht beider Partner da für eine Relevanz?

 

Das Schlimme aus meiner Sicht: das gesellschaftliche Zwei-Geschlechter-Modell geistert nicht nur durch die Köpfe der Allgemeinheit, sondern bestimmt ganz wesentlich das Denken, Fühlen und Handeln Betroffener, z.B. von CrossDressern und Transsexuellen. Verzweifelt versuchen sie sich mangels besseren Wissens in dieses starre Modell einzuordnen und scheitern mitunter daran. "Manchmal Mann, manchmal Frau, lieber Frau als Mann oder doch lieber ständig Frau?"

 

Was bleibt, ist Verunsicherung und die Erkenntnis, das man nicht richtig in die gesellschaftlichen Schablonen paßt. Und dann werden oftmals faule Kompromisse gemacht: Man(n) will zwar gerne als Frau leben, ist sich aber nicht wirklich sicher, ob er das dauerhaft will. Doch die einmal in Gang gesetzte Maschinerie einer Transition läuft gnadenlos weiter: er soll sich entscheiden, was er letztendlich will. Und dann entscheidet er sich.

 

Und manchmal entscheidet er sich falsch: Frausein wird nicht allein durch eine Angleichung der äußeren Geschlechtsmerkmale erreicht, zum Frausein gehört viel mehr: Verständnis, Einfühlungsvermögen, Zuhörenkönnen, Mitgefühl usw...

 

Zum Frausein gehören neben dem äußeren Erscheinungsbild und dem Auftreten- in der Gesamtheit "Passing" genannt- auch ein weibliches Wesen mit den o.g. Charaktereigenschaften.