CSD Berlin 2016 "Danke für nix!"

Berlin im Zeichen des Regenbogens

Beim CSD kann man(n) so  richtig mal die Frau in sich rauslassen. Und so begann mein CSD schon am Freitag, mit einem Besuch im Kosmetik- und im Anschluss noch im Nagelstudio. Und so habe ich mir ein Stündchen Zeit am Freitag in meinem Kosmetikstudio in Eberswalde genommen und Wimpern in Regenbogenfarben kleben lassen.

 

Die farbigen Wimpern sind zwar nur 12 mm lang im Vergleich zu den schwarzen Wimpern mit 15 mm Länge, die ich sonst trage, aber besonders die gelben Wimpern in der Mitte geben ein schönes Highlight, wo viele auch hingeschaut haben.

Stellzone entlang des Kudamm.
Stellzone entlang des Kudamm.

Mit der Deutschen Bahn lief diesmal alles pünktlich und so schwebte ich kurz nach 11 Uhr am Kudamm  ein. Viel Touristenverkehr am Kudamm- wie gewohnt- aber die die Organisation in der Stellzone des CSD zwischen dem Kudamm-Eck an der Ecke Joachimsthaler Straße bis zur Uhlandstraße lief völlig unaufgeregt ab. Organisatoren bzw. Ordner, Mitwirkende und Polizei hatten alles gut im Griff.

Da bis zum Start des CSD noch gut Zeit war, pilgerte ich zum Netto Markendiscount an der Ecke Knesebeckstraße und holte mir ein wenig Marschverpflegung, um zumindest für die erste Phase die teilweise gesalzenen Preise zu umgehen. Auch ein kleines Mittagessen im Meineke 27- die Mädels kochen da leckere Eintöppe, wie z.B. Soljanka mit dem Blub saure Sahne und 'nem Brötchen für dreifuffzich- war zeitlich noch locker drin.

Das ist kein Plüschtier!
Das ist kein Plüschtier!

Schließlich ging es los mit den Eröffnungsreden, Herr OB Müller (SPD) doppelte die inhaltsleeren Sprüche seiner Senatorin Kolat (Grüne) vom CSD-on-the-rail, die das Motto des diesjährigen CSD: "Danke für nix!" glatt konterkariert hätten, wenn ihnen wenigstens ein Hauch von einem Quäntchen Substanz inne gewohnt hätte.

 

Doch so: nur warme Luft! Warme Berliner Luft immerhin.

Eröffnung des CSD vis-a-vis vom Kudamm-Eck an der Kreuzung Joachsthaler Straße.
Eröffnung des CSD vis-a-vis vom Kudamm-Eck an der Kreuzung Joachsthaler Straße.

Viel Beifall erhielt anschließend die Vertreterin Kanadas, wohl auch stellvertretend für die gelungene Politik der kanadischen Regierung für LSBT-Menschen. Die machen es uns in Deutschland vor, wie es auch ohne diskrimierende Regeln gehen kann!

Beim Auftritt der Vertreterin der israelischen Botschaft hielten es einige jugendliche Freund_Innen aus dem orientalisch, vorzugsweise wohl arabisch-palästinensischem Lager für angebracht, diesen durch lautes Gebrüll zu stören, das prompt vom gegnerisch-israelischen  Lager mit genauso lautem Gebrüll erwidert wurde. Doch die Beamt_Innen der Berliner Polizei brachten vor jeder Eskalation die Situation souverän unter Kontrolle, hielten die Parteien auseinander und stellten potentielle Schlaginstrumente sicher, so dass nicht mehr als ein zerbrochenes (Styropor-) Transparent und ein paar heisere Stimmchen heraus kamen.

Wagen der US-Botschaft.
Wagen der US-Botschaft.

Und schließlich ging es los. Entweder hatte ich in dem Tumult zwischen Israelis und Arabern was verpasst, aber irgendwie fehlte mir der offizielle Startschuss zum Loslaufen dieses Jahr. Voriges Jahr ging's noch mit Konfettischuss und aufsteigenden Luftballons und einem vielstimmigen Dröhnen der Trucksirenen los, diesmal spazierte die Politprominenz einfach langsam Richtung Gedächtniskirche.

 

Nach kurzer Verwirrung dann aber doch langsam Abfahrt bzw. -marsch.

 

Natürlich glänzten auch diesmal wieder einige besonders herausgeputzte Teilnehmer_Innen, auch die obligatorischen blanken Titten, Schwänze, Hundemasken, Riemenbodys und Ketten durften nicht fehlen.

Ehe für alle!
Ehe für alle!

Viel interessanter aber fand ich die persönlichen Botschaften einiger Teilnehmer, welche diese teilweise auf selbst gemalten Transparenten zum Ausdruck brachten.

 

So wie diese Teilnehmerin, die auf ihrem Schild die Ehe für alle fordert. Eine Forderung, der ich mich vorbehaltlos anschließen kann. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis viele Pärchen von Schwulen und Lesben, die in ihren Partnerschaften nach den Richtsätzen: "In guten wie in schlechten Zeiten" vorbildhaft füreinander da sind und füreinander einstehen. Warum diesen Menschen die Ehe verwehrt wird, finde ich sachlich und moralisch nicht nachvollziehbar.

 

Natürlich habe ich die Teilnehmerin vor dem Fotografieren um Erlaubnis gefragt.

Wir sind Orlando!
Wir sind Orlando!

Auch dieser Zugteilnehmer stellt sich mit seiner Lösung "Wir sind Orlando" auf Nachfrage für ein Foto zur Verfügung. 

Wir kämpfen mit unserer Demo vor allem gegen homo- und transphobe Gewalt, nicht nur in Orlando.
In ca. 70 Ländern der Erde werden LSBT-Personen immer noch geächtet und verfolgt und mit Gewalt bedroht.
Der BVG-Truck mit feinsten Rythmen und Bässen, hier in der Kurve am Nollendorfplatz.
Der BVG-Truck mit feinsten Rythmen und Bässen, hier in der Kurve am Nollendorfplatz.

Nachdem ich anfangs ziemlich an der Spitze des Zuges mitgelaufen war, ließ ich mich im Verlaufe der Parade etwas zurück fallen.

 

Fotografieren und fotografiert werden, mit den Teilnehmern zur besten Musik mittanzen, die Stimmung nicht nur im Zug, sondern auch an der Strecke, war riesig.

 

Am besten gefiel mir schließlich die Mugge auf dem BVG-Truck, die Partystimmung nahm kein Ende und wir hinterm Truck haben die Titel teilweise mitgesungen und dazu getanzt. Außerdem machte der Truck von Zeit zu Zeit mächtig Qualm so daß ich mich wunderte, warum die Mitfahrer zum Rauchen überhaupte den Truck verließen. Die BVG hatte ihren Slogan "Weil wir Euch lieben" adaptiert und in ein regenbogenfarbiges Herz-Tattoo gefügt, daß in großer Zahl an die Teilnehmer_Innen verteilt wurde.

Der Zug am Lützowplatz, kurz vor der CDU-Parteizentrale.
Der Zug am Lützowplatz, kurz vor der CDU-Parteizentrale.

Die Parade war dieses Jahr nicht so groß, offiziell rund 500.000 Teilnehmer_Innen gegenüber 750.000 im Vorjahr. Aber dafür fandich die Stimmung unter den Leuten an der Strecke noch besser als im Vorjahr.

 

Mit müden Beinen schlich ich die Strecke zurück zum Nollendorfplatz, Claudia steckte noch im Zug bei der Abschlusskundgebung. Im Voyage hatte sich mit Martina und Svenja schon ein kleines Trüppchen eingefunden, später stießen noch Nicole und Sieglinde mit Partnerin hinzu. Gemeinsam mit ein paar Lesben am Tisch ruhten wir unsere Füße bei ein paar kühlen Getränken in angeregter Unterhaltung aus.

 

Claudia wollte lieber ins "Blond", so daß ich mich von den Mädels verabschiedete und mit der U2 quer in den Osten fuhr. In der Bahn saß ein junges Pärchen neben mir, die junge Frau musterte erst mal verstohlen mein Outfit. Schließlich sprach sie mich wegen meiner langen rosa Krallen an, ob ich damit zurecht käme. Ich erzählte ihr ein paar Anekdoten und wir lachten gemeinsam. Dann machte sie mir noch ein fettes Kompliment für mein Sixties-Outfit (Rotes Petticoatkleid mit weißen Polka-Dots, passendes Tuch und Handtäschchen.) Wir verabschiedeten uns herzlich, als ich an der Schönhauser ausstieg.

 

Im Sonntags-Club hatte sich schon eine kleine Feiergemeinde eingefunden, zu der dann auch noch Marie  und Sebastian direkt von der Abschlusskundgebung hinzu stießen. Toller CSD und tolle Party-

 

Happy Pride!