Der Brexit und das britische Volk

Der dumme Michel auf englisch

Der Brexit hat in manchen Kreisen eingeschlagen wie eine Bombe.

 

Insbesondere Menschen die glauben, Griechenland werde bald wieder finanziell auf eigenen Beinen stehen, sind über die Fliehkräfte innerhalb der EU erstaunt...

Da hat sich doch Tanja Dückers in der Zeit über den Brexit ausgelassen.

 

In der Quintessenz verstehe ich ihren Artikel so, dass ihrer Meinung nach das Referendum zum Brexit gar nicht hätte stattfinden dürfen. Begründung: die Brexit-Befürworter hätten mit "Parolen, Drohungen und Angsterzeugung" das Referendum klar beeinflusst. Na sowas.

 

Da muss Frau Dückers wohl das Bild des dummen deutschen Michel vor Augen gehabt haben, der sich von seiner lobbyistengesteuerten Poltikerkaste vorschwafeln lässt, im Himmel sei Jahrmarkt und der dann zu jeder Wahl die Märchenerzähler wieder im Amt bestätigt. Mein Eindruck ist jedenfalls, Frau Dückers hâlt das britische Wahlvolk für dumm genug, billige Parolen von Politikern, welcher Couleur auch immer, nicht von der Wahrheit unterscheiden zu können.

 

Ich meine stattdessen , dass die Briten sehr verantwortlich um eine Entscheidung in Sachen Brexit gerungen haben, es wurde kontrovers diskutiert und abgewogen und trotz der Lobbyarbeit von Banken und Großindustrie und deren politischen Erfüllungsgehilfe in Brüssel, die den Brexit um jeden Preis verhindern wollten, haben sich die Briten mehrheitlich dafür entschieden. 

 

Das scheint mir weniger den durchschaubaren Einfachparolen eines Nigel Farage und dem jungenhaften Charme eines Boris Johnson geschuldet, sondern vielmehr dem Gefühl der Wut und der Ohnmacht gegenüber einer demokratisch nicht legitimierten Bürokratie in Brüssel, von der sich das Wahlvolk immer weniger ernst- und wahrgenommen fühlt. Die älteren Wähler erinnern sich dabei offensichtlich auch noch an Politiker, für die es ein Akt der Selbstverständlichkeit war, Wahlversprechen einzuhalten und den Wâhlerwillen ernst zu nehmen und umzusetzen.

 

Das im Gegensatz zu der von Frau Dückers vertretenen Meinung eine direkte Demokratie durchaus trotz verschiedener populistischer Beeinflussungsversuche funktionieren kann, beweisen die Schweizer.

 

Doch vor solch plebiszitären Elementen hat die EU, haben ihre Vertreter nachgerade Angst...

Der Brexit (k)eine Generationenfrage?

Aufgrund signifikanter Unterschiede beim Abstimmungsverhalten versuchen Kommentatoren einen Generationenkonflikt zwischen jungen und älteren Briten zu konstruieren.

 

So zeichnen Anna Gauto und Kerstin Leipl im Handelsblatt ein Bild der jungen britischen Generation, die sich enttäuscht vom Brexit und dessen erwarteten Folgen zeigt. 

 

Yuppies in der Finanzmetropole London mit gutem Auskommen haben einer EU mit deren bankenfreundlichen (Nicht-) Regulierungspolitik viel zu danken. Schließlich hat die EU auch viel für den "Finanzplatz" (manche sagen auch: das Zockerparadies) London getan.

 

Die Immobilieblase London könnte jetzt Risse bekommen, was sicher dem einen oder anderen Immobilienspekulanten die Suppe verhageln wird.

 

Mir scheint, dass bei der Entscheidung der älteren Generation neben der größeren Lebenserfahrung auch ein gewisses britische Beharrungsvermögen eine Rolle spielen könnte.

 

Die Briten kennen im Gegensatz zu uns Deutschen ihre Rolle in und ihren Wert für die Welt.

 

Und da kann es manchmal richtig sein, lieber ein Ende mit Schrecken zu wählen...

 

Die Richtigkeit einer solchen Entscheidung wird sich in einigen Jahren zeigen, wenn diese EU an ihren inneren Widersprüchen zugrunde gegangen sein wird.

Weiß vor Wut...

Aus der EU-Zentrale werden die Reaktionen der EU-Spitze kolportiert. 

 

"Weiß vor Wut" sei EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) gewesen, als er live die Rücktrittsrede des britischen Premiers David Cameron verfolgte, berichten Markus Becker und Christoph Pauly für den Spiegel aus Brüssel. 

 

Grund: Cameron möchte erst im Oktober zurück treten, wenn seine Nachfolge für die Abwicklung des Brexit geregelt ist. Das aber kommt den EU-Schranzen nicht willkommen, denn so schwelt der Flächenbrand in anderen EU-Mitgliedsstaaten in Form von Bestrebungen zu Exits und mehr direkter Demokratie weiter vor sich hin.

 

In diesem Zusammenhang finde ich aber lustig, dass Schulz der Meinung ist, Cameron müsse nun sofort zurück treten, um den Brexit unverzüglich abwickeln zu können. Nur steht das so eben nicht in den EU-Vertrâgen. 

 

Traurig, dass Schulz das nicht weiß und symptomatisch, dass die EU solche unklaren bzw. lückenhaften Verträge aushandelt. Hier wird die Krankheit dieser Organisation noch einmal nachdrücklich vorgeführt...